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Ertrinken
Ertrinken verbindet man landläufig mit einem „mit Wasser vollaufen”. Es handelt sich aber genau genommen um Ersticken durch Sauerstoffmangel (Fachausdruck: Asphyxie). Leider hat sich in vielen Köpfen die Vorstellung eingenistet, dass das Hauptproblem beim Ertrunkenen das Wasser in der Lunge ist. Das ist falsch! Die Lebensgefahr besteht im Sauerstoffmangel (v.a. im Gehirn).
Wasser kann auch für den Helfer gefährlich werden! Die eigene Sicherheit sollte stets im Vordergrund stehen, was sich am trockenen Schreibtisch leicht sagen lässt. Rufen Sie lieber einmal zu viel den Notruf 112, damit machen Sie niemals etwas verkehrt, auch wenn sich die Situation nachher als nicht dramatisch herausstellen sollte.
Neugierig sein: Situation einschätzen!
Wenn eine Person ans Ufer gezogen wurde, gilt das Gleiche, wie bei jedem anderen Verunglückten: Hinsehen, hingehen und Notfallmaßnahmen anwenden. Wenn die Rettung aus dem Wasser aber noch bevor steht, beachten Sie die nachfolgenden Punkte.
Wasser ist auch für den Helfer gefährlich. In Abb. 7 muss man sich ganz genau überlegen, was man tun kann. Einfach hineinspringen wird wohl eher zu einem weiteren hilflosen Menschen in der Wasserwalze führen. Besser wäre es, vom Ufer aus einen Rettungsring (ersatzweise: Hundeleine, Stock, Gürtel) dem Verunglückten anzubieten. In jedem Fall sollten Sie, bevor Sie sich ins Wasser stürzen, den Notruf 112 wählen oder veranlassen. Sonst hilft Ihnen nämlich selbst auch niemand mehr aus dem Wasser.
Bei Ertrinkungsunfällen in Badewannen sollten wir so umsichtig sein und uns vergewissern, dass kein stromführendes Gerät im Wasser ist (Föhn, Lampe), da sonst der Helfer selbst zum Opfer werden kann. Der sog. FI-Schutzschalter (elektrische Sicherung) sorgt normalerweise dafür, dass die Stromzufuhr unterbrochen wird, noch bevor ein Mensch zu Schaden kommt. Durch Manipulation am Gerät oder technischen Fehler kann es aber zu einem Versagen dieser Schutzeinrichtung kommen.
Unterlasssene Hilfeleistung: Rechte und Pflichten des Ersthelfers
Das Vorgehen ist immer gleich: Notfallmaßnahmen
Ertrinkungsunfälle bei Kindern
Die seelische und emotionale Belastung ist bei Unfällen mit Kindern besonders hoch. Denken Sie aber daran, dass Kinder, was die praktische Erste Hilfe angeht, sehr wohl kleine Erwachsene sind. Sie können alle Maßnahmen der „Erwachsenen-Erste-Hilfe” auch bei Kindern anwenden. Bei der Herzdruckmassage wenden Sie selbstverständlich weniger Kraft auf. Sonst ist aber alles gleich.
Noch nach Stunden kann selbst durch kleinste Mengen angeatmeten Mageninhalts (med.: Aspiration) eine schwerste Lungenschädigung auftreten, die rasch lebensbedrohlich verlaufen kann. Deshalb ist die Überwachung eines Beinahe-Ertrunkenen zwingend notwendig, auch wenn es anfänglich aussieht, als sei „nochmal alles gut gegangen”. Mit dem Notruf 112 machen Sie niemals etwas verkehrt! Rufen Sie beim geringsten Verdacht auf eine bedrohliche Situation den Notruf 112 und schildern Sie die Situation. Der Mitarbeiter der Notrufzentrale wird gemeinsam mit Ihnen eine gute Lösung finden. Es entstehen Ihnen auch bei einem möglichen Fehlalarm keine Kosten oder Unannehmlichkeiten!
Hintergrund: Dies gilt umso mehr, als bei einem Ertrinkungsunfall häufig ein größeres Gebiet abgesucht werden muss und dafür Spezialkräfte (Boote, Taucher, Hubschrauber) zum Einsatz kommen müssen.
Es gibt Berichte, nach denen Menschen Ertrinkungsunfälle und damit Sauerstoffmangel von vielen Minuten bis zu einer Stunde ohne bleibende Schäden überlebt haben. Wie kann das sein? Wird Gewebe kühl gelagert, dann hält es länger. Diesen Effekt nutzen wir im Kühlschrank aus, das gilt aber ebenso für unseren eigenen Körper. Besonders empfindlich auf Sauerstoffmangel reagieren Nervenzellen und damit das Gehirn. Im Wasser kommt es zu einer schnellen Auskühlung des Körpers. Diese Kühlung senkt den Sauerstoffverbrauch der Gewebe und erhöht damit die Überlebenszeit.
Diesen einzigen Vorteil von Ertrinkungsunfällen sollten wir großzügig nutzen! Weiterführende Informationen zur Unterkühlung
Es ist so logisch und leicht vorstellbar, dass es ins allgemeine Gedankengut übergegangen ist: Bei einem (Beinahe-) Ertrunkenen ist die Lunge voller Wasser. Eine Rettung, so könnte man meinen, besteht zuerst darin, dieses Wasser aus der Lunge herausfließen zu lassen. Eine derartige Maßnahme gefährdet den Verunglückten, da das Entfernen von Wasser dem Betroffenen nicht hilft aber die Zeit ohne Wiederbelebung (Herzdruckmassage) verstreicht. Wenn irgendwo große Mengen Wassers beim Ertrinken in den Körper hineingelangen, dann in den Magen: Der Betroffene verschluckt das Wasser! Und wenn wir versuchen, Wasser aus dem Magen herausdrücken zu wollen, machen wir die Situation schlimmer. Dann mischt sich Wasser mit Magensäure und dieses Gemisch kann die Lunge wirklich ernsthaft schädigen.
Also:
Kühles oder kaltes Wasser kann bei schnellem Eintauchen bestimmte Nerven reizen (v.a. Nervus vagus). Der Sprung ins kalte Wasser kann über eine zentrale „Dämpfung” zu einem Ausfall wichtiger Reflexe und Organfunktionen (Herz-Kreislauf) führen. Die Häufigkeit und die Stärke dieser Ausfälle kann nicht vorausgesagt werden und es liegt bei jedem selber, für eine entsprechende Anpassung an das kalte Wasser zu sorgen. Unter Wasser ist der Ausfall des Bewusstseins (Gehirnfunktion) besonders dramatisch, da das Auftauchen nicht mehr möglich ist und es so zum Ertrinken kommen kann. Problematisch ist die Kombination mit Alkohol. Alkohol spielt bei einer nicht geringen Anzahl von Ertrinkungstoden, v.a. bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Rolle. Alkohol verstärkt die oben genannten Effekte und wirkt zusätzlich dämpfend. Es ist also schon im Normalfall nicht vernünftig, alkoholisiert ins Wasser zu gehen. Zu allem Überfluss fördert Alkohol die Auskühlung und es kommt sehr schnell zu einer Unterkühlung, die die Kraft nimmt das rettende Ufer zu erreichen. Von der fehlenden Koordination ganz zu schweigen.
Alkohol wirkt auf das Gehirn dämpfend und stört das Koordinationsvermögen. Selbst ein guter Schwimmer läuft Gefahr, in alkoholisiertem Zustand zu ertrinken!
siehe auch Unterkühlung
Wärme erhalten bei Unterkühlung
Wenn der Verunglückte sicher atmet und keine weiteren wichtigen Maßnahmen zu treffen sind, denken Sie an die Wärmeerhaltung. Benutzen Sie hierfür möglichst die Rettungsdecke (Kunststofffolie mit einer Gold- und einer Silberseite). Der Vorteil der Rettungsdecke liegt in der Materialbeschaffenheit: Die Kunststofffolie ist wind- und feuchtigkeitsdicht, was die Wirkung zusätzlich erhöht. Entfernen Sie nach Möglichkeit nasse Kleidungsstücke.
Atmet die Person nicht, dann hat die Wiederbelebung (Herzdruckmassage) absoluten Vorrang! siehe auch Unterkühlung
„Zu einem tragischen
Unfall kam es an der Mangfall bei Bad Aibling. Zwei Personen wurden schwer
verletzt, als sie zwei in Not geratene Kinder aus dem Wasser des Flusses
retten wollten. Insgesamt acht couragierte Passanten waren bei der
Rettungsaktion beteiligt und gerieten teilweise selbst in Schwierigkeiten.
Die Kinder wurden nahezu unverletzt gerettet. Pressebericht Polizeipräsidium Oberbayern Süd, Juli 2009
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