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Januar 2010: Neue deutsche Norm für Betriebsverbandkästen DIN 13157 und DIN 13169 › mehr

 

 

Erste-Hilfe-Material

 

Der Autoverbandkasten

Was ist drin im Autoverbandkasten? Wozu braucht man die verschiedenen Materialien?

Vorweg eine kleine Kritik am Autoverbandkasten: Kaum jemand (genau genommen niemand) weiß genau, was alles in dem Verbandkasten enthalten ist. Viele Verbandkästen (die meisten?) befördern veraltetes Material. Im Verbandkasten befinden sich Materialien, die für die wesentliche Erste Hilfe nicht notwendig sind.

Update 01.01.2015:
Mit der Änderung der DIN 13164 im Jahr 2014 hat sich die Liste der Überflüssigen Inhaltsteile des Verbandkastens nochmals verlängert: Es sind jetzt noch sog. Wundschnellverbände ("Pflaster") hineingekommen und 1 mittleres Verbandpäckchen ist durch 1 kleines Verbandpäckchen ersetzt worden. Wozu? Keine Ahnung, man braucht weder das Eine noch das Andere!

Über die Menge an nutzlosem Material (s. unten: keimfreies/nicht wichtiges Material) verlieren wir die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen. Und wirklich wichtig sind nur zwei Sachen, die Handschuhe und die Rettungsdecke.

Sehen Sie doch einfach in Ihren Verbandkasten. Da ist altes Material drin? Prima, dann werfen Sie es nicht einfach weg, sondern öffnen Sie die Packungen und schauen es sich ganz genau an!

 

Der Inhalt des Autoverbandkastens

WICHTIGES MATERIAL

Einmalhandschuhe

Rettungsdecke (silber/gold)

Schere

 

KEIMFREIES (STERILES) MATERIAL

Kompressen (Wundauflagen)

Verbandtücher

Verbandpäckchen

 

NICHT WICHTIGES MATERIAL

Dreiecktuch

Pflaster (Wundschnellverband)

Heftpflaster (z.B. Leukoplast®)

Fixierbinden (alt: Mullbinden)

 
   

 

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Wichtiges Material

 

Einmalhandschuhe
[nach EN 455 (EN: Euro-Norm); 4 Stück vorgeschrieben]

Als Einmalhandschuhe sind Handschuhe aus Vinyl [Vinylchlorid, Polyvinylchlorid (PVC)] geeignet, da diese reißfest sind und nur in geringem Maße Allergien auslösen. Zudem sind Handschuhe aus Vinyl beständig gegen Witterungseinflüsse (Sonnenlicht, Temperaturschwankungen).

Handschuhe aus Latex (Naturkautschuk-Latex, enthält Einweiße) können Allergien auslösen und sind wenig reißfest. Bei Sonnenbestrahlung und Kälte- oder Wärmeeinfluss werden Latexhandschuhe porös und schützen nicht mehr gegen Krankheitserreger. Der einzige Vorteil gegenüber Vinylhandschuhen liegt in der höheren Tastempfindlichkeit. Diese ist in der Ersten Hilfe aber nicht von Bedeutung.

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Rettungsdecke
[Mindestgröße: 160 x 210 cm, Mindest-Folienstärke 15 µm (µm: Mikrometer = tausendstel Meter), Farbbeschichtung: einseitig silber, anderseitig gold; 1 Stück vorgeschrieben]

Die Rettungsdecke schützt vor Auskühlung und gegen Unterkühlung, sowie vor Durchfeuchtung und gegen Wind.

Rettungsdecke schützt gegen Unterkühlung

 

Für eine wirksame Erste Hilfe sind Einmalhandschuhe und Rettungsdecke vollkommen ausreichend.

Bei bedrohlichen Blutungen ist die Blutstillung vorrangig, die Wundversorgung mit keimfreiem Material von untergeordneter Bedeutung.

 

Schere
(14,5 cm, kniegebogen; 1 Stück vorgeschrieben)

Leider ist die Schere, die für den Autoverbandkasten vorgeschrieben ist, nur bedingt zum Zerschneiden von Kleidung oder Sicherheitsgurten geeignet. Hier wäre die Ausrüstung mit der etwas größeren (19 cm; und nur unwesentlich teureren) Schere aus dem Betriebsverbandkasten (nach DIN 13157) wünschenswert, da diese tatsächlich Sicherheitsgurte usw. schneiden kann.

Für alle anderen Anwendungen ist eine Schere nicht erforderlich. Das Zuschneiden von Pflastern oder Verbänden hat immer Zeit und ist keine dringende Maßnahme.

 

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Keimfreies (steriles) Material

 

Damit das Material die Wunde steril bedeckt, darf man es nur am äußersten Rand mit den eigenen (unsterilen) Fingern berühren (Abb. 2a–e).

 

       

Abb. 2a

 

Abb. 2b

 

Abb. 2c

 

Abb. 2d

 

Abb. 2e

Öffnen der Packung durch vorsichtiges Auseinanderziehen der gekennzeichneten Ecken.

 

Vollständiges Öffnen der Packung.

 

Vorsichtiges Greifen der sterilen Kompresse an einer Ecke. Nur ganz außen anfassen.

 

Vorsichtiges Herausnehmen der Kompresse aus der Packung.

 

Kein Berühren von unsterilen Gegenständen oder Haut, außer der direkten Wunde.

                 
                 

Abb. 2f

Die Packung sollten Sie nicht quer aufreißen, da Sie sonst die sterile Kompresse großflächig mit Ihren unsterilen Fingern berühren könnten.

   

 

Aber mal ehrlich:
Bei einer bedrohlichen Blutung ist es doch nur wichtig, schnell an die Kompresse zu kommen. Sterilität ist da nicht so wichtig. Also ist auch das Aufreißen im Notfall erlaubt.

                 

 

Kompressen (Wundauflagen)
(10 x 10 cm, einzeln oder paarweise steril verpackt; 6 Stück vorgeschrieben)

Die Kompressen dienen zur Versorgung von blutenden Verletzungen. Sie sind für den direkten Kontakt mit Wunden bestimmt. Es gibt aluminiumbeschichtete Spezialkompressen, die aber für die Erste Hilfe auf der Straße keinen Vorteil bringen, jedoch deutlich teurer sind, als Mull- oder Zellstoffkompressen.

Alle Kompressen, egal wie teuer oder mit welchen Stoffen beschichtet, können mit Wunden verkleben. Dagegen gibt es keinen völligen Schutz.

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Verbandtücher

(40 x 60 cm und 60 x 80 cm, einzeln steril verpackt; 3 Stück unterschiedlicher Größe)

Die Verbandtücher werden für die Versorgung von größeren Verletzungen (z.B. Verbrennungen verwendet.
Materialeigenschaften: siehe Kompressen

 

Verbandpäckchen

[mittel (6 cm breit, 4 Meter lang); groß (8 cm breit, 4 Meter lang), einzeln steril verpackt; 2 Stück mittlerer Größe und 1 Stück kleiner Größe vorgeschrieben]

Verbandpäckchen dienen der Versorgung von blutenden Verletzungen an Armen, Beinen oder dem Kopf. Auf eine elastische Binde (Fixierbinde) ist eine Kompresse aufgebracht. Achten Sie darauf, dass Sie diese Kompresse nicht mit Ihren Fingern berühren, da sie mit der Wunde in direkten Kontakt gebracht wird.

Ein Verbandpäckchen können Sie selber basteln, aus einer sterilen Kompresse und einer Fixierbinde (wenn Ihnen am Unfallort einmal sehr langweilig sein sollte).

 

Bei sterilem Material ist auf das Verfalldatum zu achten.
In Deutschland und Österreich ist steriles Material nach spätestens 5 Jahren auszutauschen.

 

Es ist zwar schön und lobenswert, wenn zur Wundversorgung sterile Materialien angewendet werden. Da aber immer davon auszugehen ist, dass bereits durch den Unfall Schmutz in die Wunde gekommen ist, wird eine Wunde stets im Krankenhaus gründlich gereinigt und ein eventuell lückenhafter Tetanus-Schutz (Tetanus: Wundstarrkrampf) aufgefrischt.

Wichtig ist die Stoppung stark blutender Wunden. Und da dies schnell gehen muss, dürfen Sie jedes Material benutzen, was Ihnen gerade in die Finger kommt – völlig egal, ob steril oder nicht. Notfall drücken Sie mit Ihrer Hand direkt in die Wunde! Dafür wären dann wieder die Handschuhe sinnvoll.

 

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Nicht wichtiges Material

 

Hinweis:
Naturgemäß sehen andere Personen die folgenden Materialien als wichtig an. Und natürlich kann man Begründungen für die Mitnahmepflicht dieser Gegenstände finden, wenn man lange danach sucht. Objektiv betrachtet kann man auf die folgenden Materialien aber sehr gut verzichten.

 

Dreiecktuch

Tja, was soll man dazu schreiben? In Kriegszeiten kann man damit sicherlich irgendetwas abbinden. Aber bei einem Verkehrsunfall?

Packen Sie doch mal ein Dreiecktuch aus und schlagen Sie uns vor, was man damit anfangen kann.

Anmerkung: Völlig unverständlich ist, dass im November 2009 die überarbeitete Norm für die Betriebsverbandkästen DIN 13157 und DIN 13169 eine Erhöhung der Zahl der Dreiecktücher enthält. Einen solchen Unsinn kann, außer den Herstellern von Dreiecktüchern, kein vernünftiger Ersthelfer verstehen.

 

Pflaster (Wundschnellverband)

Falls man sich beim Reifenwechsel die Haut aufschürft mögen diese Dinger einen gewissen Nutzen haben. Wenn Sie nicht durch lange Lagerung und Temperaturschwankungen ihre Funktion aufgegeben haben.

"Nette Serviceleistung, aber nichts für eine gesetzliche Vorschrift." So stand es hier bis 2014. Nun hat uns die Zeit eingeholt bzw. überholt. Mit Änderung der DIN 13164 2014 sind Wundschnellverbände nun tatsächlich offizieller Bestandteil der Norm...

 

Heftpflaster
(Handelsnamen z.B. Leukoplast®, Leukosilk®)

Sollten die Pflaster im Notfall noch kleben, was wollen Sie damit überhaupt festkleben? Bei bedrohlichen Blutungen ist Druck auf die Wunde bzw. ein Druckverband notwendig. Und kleine Schürfverletzungen dürfen Sie getrost der Luft überlassen oder Sie probieren es mit dem genauso überflüssigen Wundschnellverband.

 

Fixierbinde
(in alten Verbandkästen finden sich sicherlich noch Mullbinden)

Wenn schon Verbandpäckchen im Verbandkasten vorgeschrieben sind, wozu braucht es noch Fixierbinden? Rätselhaft.

Wenn Sie damit nicht täglich umgehen, werden Sie sie auch nicht vermissen.

 

Sollten Ihnen diese Materialien wider Erwarten doch wichtig erscheinen, schreiben Sie uns bitte. Für nachhaltig gute*** Vorschläge, warum Sie dieses Material nicht missen möchten, spendieren wir Ihnen eine Überraschung!

Senden Sie Ihre Vorschläge bitte an dialog@de.gohelp.org oder schriftlich an unsere Anschrift.

 

*** Nachhaltig gut ist ein Vorschlag dann, wenn er Kriterien einer objektiv guten Wundversorgung standhält. Wir orientieren uns dabei an der definitiven chirurgischen Erstversorgung. Entscheidend ist dabei die Verbesserung des Ergebnisses des Patienten bei Entlassung bzw. endgültiger Beurteilung der Wundverhältnisse.

 

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SEITENINHALT

Inhalt Verbandkasten

Wichtiges Material

Keimfreies Material

Nicht wichtiges Material

Ekelpaket bestellen

Unterkühlung verhindern

 

Portable Document File (PDF)

Autoverbandkasten Checkliste (130 kB)

 

Portable Document File (PDF)

Inhaltsverzeichnisse für Verbandkästen nach DIN 13157 und DIN 13169 (Betriebsverbandkästen) Stand: 2010 (50 kB)

 

Autoverbandkasten-Norm

Die Verbandkasten-Normen sind so ähnlich, dass man für Auslandsfahrten keinen Verbandkasten des jeweiligen Ziellandes braucht, wenn man überhaupt einen Verbandkasten an Bord hat.

Vorgeschrieben ist Verbandmaterial in Deutschland und Österreich.

 

DIN 13 164

ÖNorm V5101*/V5100** (KFG §102 Abs. 10)

Schweiz: Verbandkasten muss nicht mitgeführt werden

Italien: Verbandkasten nicht vorgeschrieben

 

*ÖNorm V5101 gilt für mehrspurige Fahrzeuge (Autos, LKW)

**ÖNorm V5100 gilt für einspurige Fahrzeuge (Motorräder); auch Motorräder müssen Verbandmaterial mitführen

 
 

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1995-2015 Deutsche Gesellschaft für Erste Hilfe · Version 7.2.00 (Dezember 2014)
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