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Neugier und Hilfsbereitschaft

 

Ohne Neugier gibt es keine Hilfeleistung, würden wir ohne sie doch keine einzige Notlage erkennen können. Neugier ist auch nicht, wie meist dargestellt, schlecht, sondern eine durchweg positive Eigenschaft des Menschen.

 

SEIEN SIE NEUGIERIG!

 

Die Neugier soll natürlich nicht in übermäßiges Gaffen umschlagen, schon gar nicht in eine Behinderung von Personen, die helfen wollen. Und achten Sie stets auf die Würde der verunglückten, machen Sie keine Fotos von Unglücksopfern!

 

Was ist eigentlich ein Gaffer?

 

Ein Gaffer ist nach dem Duden-Lexikon und unserer Auffassung nach eine Person, die nur zusieht, aber nicht hilft. Gelegentlich vermischen wir die Begriffe, wir glauben aber, dass jeder Mensch hilfsbereit ist, und damit auch der Gaffer kein schlechter Mensch ist.

In diesem Bild liegt ein Mensch (nur teilweise, roter Fleck, zu sehen) am Boden und schreit laut. Viele Menschen gehen vorüber, einige bleiben stehen. Die Momentaufnahme zeigt in grün 11 Personen, die die Notlage wahrgenommen haben.

 

Viele anwesende Herumstehende/Passanten vermindern die Hilfeleistung!
Sie hemmen sich gegenseitig in ihrem Handeln! Jeder denkt, dass in der Gruppe der anderen ein höher qualifizierter dabei ist oder bereits jemand anderes Maßnahmen ergriffen hat!

Gerade, wenn viele Menschen umher stehen, kommt es auf SIE an!

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Sind diese 11 Personen „schlechte Menschen”?

Nein. Dazu muss man den Gaffern zuhören. So sprachen diese zum Teil wildfremden Menschen plötzlich miteinander (Not verbindet!) und flüsterten sich zu, wie schlimm das sei. Interessant, der mutmaßlich passive Gaffer, der nur seine Neugier befriedigen will und sich am Leid anderer erfreut ist in Wirklichkeit: tief betroffen.

Es ist außerdem davon auszugehen, dass das Erlebte die Gaffer noch längere Zeit beschäftigt, diese am Arbeitsplatz oder zu Hause davon erzählen. Im Rahmen der Betroffenheit kein Wunder.

Wenn sich nur mehr Menschen trauen würden, Hilfe zu holen (Notrufmelder hier links im Bild). Es gilt auch heute noch: Lieber einmal zu viel/zu früh angerufen, als einmal zu wenig/zu spät. Viele Menschen haben leider Angst, dass ihnen bei einem unnötigen Notruf Kosten oder Unannehmlichkeiten entstünden. Irgendwie verständlich, denn welche Erfahrung haben wir mit einem Notruf? Hoffentlich keine. Wenn Ihnen also demnächst eine solche unklare Situation begegnet, trauen Sie sich, rufen Sie den Notruf 112!

 

Phänomen „Diffusion von Verantwortung”

Viele Herumstehende hemmen sich gegenseitig in ihrem Handeln. Der Fachbegriff dafür lautet „Diffusion der Verantwortung”. Das ist nichts böses, sondern menschlich. Jeder einzelne denkt, ein anderer aus der Gruppe hätte eine höhere Qualifikation oder bereits etwas unternommen.

Es ist bekannt, dass allein das Wissen um dieses Phänomen dazu beiträgt, die Hilfe im Notfall zu verbessern. Denn jetzt, wo Sie das gelesen haben, werden Sie in Zukunft trotz oder gerade wegen einer großen Menschenmenge Hilfe anbieten und andere damit zum Mitmachen bewegen.

Denn wenn einer aus der Gruppe anfängt, etwas Konkretes zu tun, bieten andere ihre Unterstützung an. Das ist fast immer so.

Noch nie war es so einfach, eine Führungsposition zu besetzen: Einfach hingehen, der Rest ergibt sich von selbst!

Und: Erzählen Sie allen, die Sie kennen von diesem Phänomen, wenn man sich mal wieder über untätige Schaulustige aufregt – je mehr davon wissen, desto besser! Man weiß aus Untersuchungen, dass allein das Wissen um das Phänomen die Hilfeleistung verbessert!

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Unterlassene Hilfeleistung

 

Es ist leicht, über andere zu urteilen. Doch wie gut kennen wir uns selbst, wie würden wir uns verhalten?

Unterlassene Hilfeleistung: Rechte und Pflichten des Bürgers

 

UNTERLASSENE HILFELEISTUNG

Münchner Abendzeitung vom 18.06.2004

Der Spielkamerad des Mädchens hielt das zufällig vorbeikommende Ehepaar an und schilderte, vermutlich in größter Aufregung, das Geschehen: Seine Freundin sei beim Spielen von einer Brücke in das Flussbett gestürzt und würde sich nicht mehr bewegen. Er bat die Erwachsenen, Hilfe zu holen.

Vielleicht glaubten die Erwachsenen an eine erfundene Geschichte und wollten vermeiden, in diese „Geschichte” mit hineingezogen zu werden. Wahrscheinlich ist, dass für einen Menschen, der aufregende Geschichten nur aus dem Fernsehen kennt, eine Schilderung, wie die des Jungen, unglaubwürdig erscheint: „So etwas passiert doch nicht hier, wo wir doch immer spazieren gehen”.

Hätte das Ehepaar das Leben des Mädchens überhaupt retten können?
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft musste davon ausgegangen werden, dass das Mädchen bereits durch den Sturz tödliche Verletzungen erlitten hatte.

Warum half das Ehepaar nicht?
Zu einer – moralischen – Verurteilung des nicht helfenden Ehepaars müsste man wissen, warum nicht geholfen wurde. Und im konkreten Fall gibt es wohl keine Ausrede. Zumindest dem anderen Kind zur Seite stehen wäre möglich und nötig gewesen.

Das gilt natürlich nur für den Fall, dass man das Opfer nicht direkt sehen konnte und ausschließlich auf den Zeugen angewiesen war.

Ganz selten gibt es aber Menschen, die Hilfe völlig ablehnen („Ich helfe grundsätzlich nicht”). Das sind die absoluten Ausnahmen und vermutlich verlassen solche Menschen ihre eigenen vier Wände nicht, meiden die Gesellschaft anderer.

Im Fall des Ehepaars wurde das Strafverfahren eingestellt, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass die Hilfe des Ehepaars überhaupt den Tod des Mädchens hätte abwenden können. Auf jeden Fall eine traurige Angelegenheit.

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Gaffen mit Kamera – die Bild-Leserreporter

 

Während man sich früher vermutlich geniert hätte, einen Unglücksort zu fotografieren oder zu filmen, ist es heute nicht nur üblich, sondern auch lukrativ. Zum Beispiel, wenn man Bild-Leserreporter ist. die dort dargebotenen Fotos sind sowieso schon redaktionell vorsortiert, wir möchten gar nicht wissen, was selbsternannte Reporter einsenden.

Das folgende Beispiel soll die Problematik verdeutlichen.

Viele Minuten lang brannte der Bus vollständig, es war aber keinerlei Rettungsdienst vor Ort. Mehr als 50 ältere, zum Teil gebrechliche Personen (mit Stock und sogar Gehwagen), standen auf dem Seitenstreifen oder in der Wiese und sahen Ihre Gepäckstücke in Flammen aufgehen.

In dieser dramatischen Zeit hielten ganze zwei Fahrzeuge an und halfen den Personen in sichere Entfernung und stellten Warndreiecke auf.

Währenddessen fuhren viele (zahlenmäßig nicht erfasste) Fahrzeuge vorbei, deren Insassen Fotos oder sogar Filme vom Geschehen machten.

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(1) Eine der Personen auf der Brücke hat das Bild-Leserfoto gemacht. Zu dem Zeitpunkt war die Feuerwehr schon am Unglücksort, so dass der Zuschauer darauf vertrauen durfte, nicht mehr gebraucht zu werden.

(2) Etwas undeutlich, dafür umso gefährlicher: Ein Autofahrer hielt auf der Gegenfahrbahn an, um Fotos zu machen.

(3) Dank Fotohandy und Digitalkamera beobachtet man immer mehr Fahrer/Mitfahrer, die von Unglücksfällen Fotos machen. Wofür? Für die private Weihnachtsfeier, das Fotoalbum? Warum fotografieren die Leute denn nicht die schöne Landschaft?

 

 

Bei diesem Fahrzeugbrand kam kein Mensch zu Schaden.

Wenige Wochen später starben bei einem ähnlichen Fall im Norden Deutschlands mehrere Menschen, dort hielten ebenso wenige Fahrzeuge an, um zu helfen.

 

Hilfe kann so einfach sein: Fenster auf, Hilfe anbieten!

 

Fotos können Sie später immer noch machen, aber was gibt es Besseres, als die Geschichte aus der ersten Reihe erzählen zu können, als Retter in der Not sozusagen?

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Wahrnehmung von Notlagen

 

Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar.

Wer aber eine Notlage überhaupt nicht wahrnimmt, weil er oder sie über einen Walkman laute Musik hört, einen Müllsack über dem Kopf trägt oder anderweitig abgelenkt ist, der kann auch nicht für eine Unterlassene Hilfeleistung belangt werden. Nur, wenn die Situation wirklich eindeutig ist und der Zeuge in der Lage ist zu helfen (ohne Gefahr für sich usw.), kommt eine Bestrafung bei Unterlassung überhaupt in Frage.

Und selbst derjenige, der eine Situation wahrnimmt, kann sich immer noch in der Bewertung irren. Die Person auf der Bahnhofsbank ist doch nur müde, der Mann auf der Wiese schläft doch nur. Es gibt mehr als genug Möglichkeiten, sich auffällig zu verhalten. Doch nur die wenigsten Situationen bedürfen des Eingreifens eines Helfers.

Auf viele Fragen gibt es aus der Ferne keine Antwort. Schläft die Person, ist sie betrunken, atmet sie überhaupt, hatte sie einen Krampfanfall, einen Herzinfarkt?

Meist kann die Antwort nur im direkten Kontakt mit dem vermeintlichen Opfer gefunden werden.

Wie häufig ist denn aber nun das Gaffen, also die reine Neugier und vielleicht sogar Freude am Leid anderer?

Bestimmt nicht häufig - es sind andere Gründe, die helfendes Eingreifen verhindern:

  • Unwissenheit über eigene Möglichkeiten und Rechte

  • Angst vor der Situation, vor Überforderung

  • Angst vor eigenem Schaden

  • Zeitmangel

  • und noch einige andere.

Wer ist ein Gaffer, wer Passant, wer Helfer?

Nun, ein Gaffer ist definitionsgemäß jeder, der in einer Situation untätig herumsteht (Duden-Lexikon). Dafür ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, je schwerer der Schaden ist. Als das Hochwasser im Sommer 2002 Mitteleuropa überschwemmte, gab es besonders viele Gaffer.

Es ist nur die Frage, wann aus dem Gaffer ein Helfer wird.

Auch der, der in ein überschwemmtes Gebiet reist, um sich mal so richtig am Schlamm und Dreck in fremden Kellern satt zu sehen, kann zum Helfer werden, wenn er Sandsäcke füllt oder Möbel ins Trockene trägt.

Es ist davon auszugehen, dass der überwiegende Teil der Gaffer potentielle Helfer sind.

 

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Beispiel

Am Bahnsteig steht eine Traube von Menschen, wartet auf den Zug und dennoch sehen alle auf ein Objekt am Boden. Ein unbestimmtes Gefühl (Neugier?) lässt Sie dort hingehen. Sie sehen einen Mann am Boden liegen. Neben ihm zwei Einkaufstaschen, offensichtlich mit Bierflaschen gefüllt. Sie fragen einen Passanten, was passiert sei, dieser antwortet: „Der ist ja völlig betrunken und hat hier randaliert. Jetzt ist er eingeschlafen.”

Die Aussage lässt Ihnen aber keine Ruhe und Sie treten näher, sprechen den vermeintlich Betrunkenen an und müssen feststellen, dass dieser mitnichten betrunken ist, sondern nicht nur bewusstlos ist, sondern auch nicht mehr atmet.

Sie veranlassen, entgegen den Ratschlägen der Umstehenden („wieso, der ist doch nur Betrunken”) den Notruf und versuchen einige Herzdruckmassagen, weil Sie sich wegen des blutigen Schleims am Mund nicht zu einer Atemspende durchringen können. Auf den Versuch der Herzdruckmassagen reagiert der Betroffene mit ungezielten Abwehrbewegungen und Sie bringen ihn in die Seitenlage.
Der Rettungsdienst, der den Menschen ins Krankenhaus mitnimmt, erklärt Ihnen, dass es sich wohl um einen schweren Krampfanfall gehandelt hat und das „Randalieren” unwillkürliche Zuckungen gewesen sind.

 

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So wird aus Neugier Hilfe

 

1. Neugierig sein!

2. Genau hinsehen!

3. Näher herantreten, wenn eine Situation unklar ist und Ihnen keine Gefahr droht!

4. Mögliches Opfer ansprechen, Hilfe anbieten!

5. Andere Passanten gezielt („bitte helfen sie mir”) zur Mithilfe auffordern!

6. Notruf 112 falls notwendig oder Situation unklar oder Gefahr droht.

7. Weitere Hilfe nach Notwendigkeit Notfallmaßnahmen.

 

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SEITENINHALT

Was ist ein Gaffer?

Unterlassene Hilfeleistung

Gaffer mit Kamera

Wahrnehmung von Not

 
 

Sie sind doch neugierig? Dann schauen Sie hier!

 

DEFINITION

Ein „Gaffer” ist eine Person, die untätig herumsteht (Duden-Lexikon).

 

Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Deshalb gebietet die Menschlichkeit, an Unglücksstellen keine Fotos zu machen.

Die Menschenwürde bleibt auch im Notfall erhalten!

» Gaffer mit Kamera

 

WAS WÜRDEN SIE TUN?

Jetzt wird's richtig schwer. Was würden Sie in den nachfolgend gezeigten Situationen tun? Hingehen, ansprechen, Notruf?

Nur müde?

 

Nur betrunken?

 

Übrigens: Auch eine Alkoholvergiftung kann tödlich enden!

 
 
 

Und das war passiert:

Ein Reisebus mit 54 Fahrgästen geriet durch einen technischen Defekt im Motorraum in Brand. Die Fahrgäste wurden in ausreichender Entfernung in Sicherheit gebracht. Alle Reisenden konnten den Bus unverletzt verlassen.

Ein brennendes Fahrzeug stellt keine Explosionsgefahr dar, der Brandrauch ist gefährlich! Man würde nicht verbrennen, sondern ersticken!

 
 

 

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1995-2009 Deutsche Gesellschaft für Erste Hilfe · Version 7.1.07 (Juli 2009)
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