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Wissen schafft Hilfe
Nur wer weiß, was zu tun ist, kann auch helfen. Unwissenheit führt zu Hilflosigkeit. Wissen schafft Hilfe. Eine Grundlage an Wissen und Kenntnissen ist für jede Handlung im Leben notwendig. Selbst eine so selbstverständliche Tätigkeit wie die Nahrungsaufnahme erfordert vom „Anwender” ein Mindestmaß an Wissen: Welche Früchte sind genießbar, welche giftig? Sind komplexe Aufgaben zu bewältigen, steigen die Anforderungen an Wissen und die Fertigkeiten. Die Erste Hilfe gehört zwar zu den allgemein als „einfach” und „selbstverständlich” bezeichneten Lebensbereichen, liegt jedoch als hochkomplexes Anforderungsgemenge aus theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten, im Spannungsfeld zwischen körperlicher und psychischer Belastung, Geschicklichkeit, Entscheidungsfähigkeit, aber auch Abwägung von Rechtsgütern. Damit wir uns richtig verstehen: Erste Hilfe ist tatsächlich einfach und kann von jedem Menschen angewendet werden. Man muss die Grundlagen der Erste Hilfe „nur” richtig vermitteln.
Hilfsbereitschaft und Hilflosigkeit gehören zusammen — wie lange noch?
Der Mensch ist ein hilfsbereites Wesen. Daran bestehen keine Zweifel und dies lässt sich auch nachweisen. Wie kommt es aber in einem Fall zur Hilfeleistung, warum unterbleibt sie in einem anderen Fall? Es gibt viele Phänomene, die aufgeklärt sind, doch kaum eines hat Eingang in die Vermittlung von Handlungskompetenzen gefunden. So unterscheiden sich Erste-Hilfe-Kurse im Jahr 2008 kaum von derartigen Kursen aus den 1970er Jahren. Auf Seiten der Lehrenden ist zwar der gute Wille vorhanden, Menschen für den Notfall zu präparieren, der Erfolg ist jedoch bescheiden, neue Konzepte fehlen weitgehend. Ein Gradmesser ist die Bereitschaft von Menschen, freiwillig, d.h. ohne äußeren Zwang und Anlass, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen. Diese Bereitschaft ist so gut wie nicht vorhanden. Auch dieser Motivationsmangel ist erklärbar. Die Schuld dafür liegt keineswegs beim potentiellen Helfer, sondern bei den Anbietern der Kurse bzw. den, die Hilfeleistung einfordernden. So muss der Interessierte sich um einen Kurs bemühen, eine viel zu lange Kursdauer, hohe Kosten, überflüssige Inhalte und zumeist ungeeignete Medienpräsentationen hinnehmen, um schließlich nicht über nachhaltige Handlungskompetenz zu verfügen. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel. Hinzu kommt bei verpflichtenden Kursen für Führerscheinanwärter und für Ersthelfer in Betrieben der Zeitverlust und Kostenaufwand, z.B. für Arbeitsausfall, Fahrt- und Kurskosten. Nicht berücksichtigt bleibt das Scham- und Ekelgefühl, das Kursteilnehmer vor, während und nach dem Kurs beschleichen kann, weil praktische Übungen an ihnen selbst durchgeführt werden oder Übungen vor der Gruppe absolviert werden müssen. Eine Neuordnung der Kurskonzepte und ein integratives Gesamtkonzept scheint dringend notwendig, die Federführung gehört unter staatliche Aufsicht. Jedermann darf derzeit andere Menschen in Erster Hilfe ausbilden, auch wenn die Qualifikation ungenügend und das Wissen auf niedrigem Niveau ist. Selbst Kurse für betriebliche Erste Hilfe und Führerscheinanwärter erfüllen häufig nicht die gesetzliche geforderten Anforderungen. Ein modernes Konzept für die stufenweise Ausbildung und Information der Bevölkerung über Erste Hilfe kann nicht nur menschliche Tragödien verhindern, sondern der Gesellschaft immense Kosten ersparen. Einen konkreten Vorschlag für ein modernes Konzept werden wir an dieser Stelle in Kürze vorstellen, zusammengefasst lautet dieser: Allen Menschen muss ein einfacher, ständiger und kostenfreier Zugang zu standardisiertem Wissen und Erwerb praktischer Fähigkeiten ermöglicht werden!
Ein Mindestmaß an Wissen ist für die Erste Hilfe erforderlich. Und sei es die Kenntnis der Notrufnummer 112. Das zu vermittelnde Wissen muss sich jedoch an der jeweiligen Leistungsfähigkeit der Zielgruppe orientieren. So müssen für verschiedene Altersgruppen unterschiedliche Kursinhalte und Vermittlungswege erarbeitet, evaluiert und umgesetzt werden. [Hierzu gibt es diverse Forschungsvorhaben. Detailinformationen folgen.]
Wo Menschen sind, passieren Fehler. Auch in der Ersten Hilfe ist niemand fehlerfrei. Darüber sollte sich jeder bewusst sein, vor allem jeder Ausbilder für Erste Hilfe. Überzogene Anforderungen an Perfektion in Handlungsabläufen und Wiedergabe von theoretischem Wissen nützen im echten Notfall nichts. Eine gute Ausbildung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Lernende für das Thema motiviert wird und es dem Ausbilder gelingt, Handlungskompetenzen zu vermitteln. Nicht der Ersthelfer versagt im Notfall, es ist zumeist die zu Grunde liegende Ausbildung.
[Hierzu gibt es ein Forschungsvorhaben. Detailinformationen folgen.]
Erste Hilfe ist einfach. Diese Botschaft wird nicht durch ständige Wiederholung Wirklichkeit, sondern durch innovative Umsetzung, freundliche Präsentation und motivierende Kampagnen. Die Darstellung eines blutenden Menschen mit dem Slogan „stellen sie sich vor, dass ist ihr Ehemann und sie können nicht helfen” ist nicht hilfreich, sondern kontraproduktiv. An welchen dunklen Teil des Gewissens wird hier appelliert? Gedankenlose Sprüche kennzeichnen die „Werbung” für Erste Hilfe seit langer Zeit. Erste Hilfe ist schön. Jeder Mensch ist Ersthelfer. Jedes Elternteil hat schon einmal einen Kindernotfall erlebt und überstanden, jeder Erwachsene hat schon mehrmals einem anderen geholfen. Und danach hoffentlich ein gutes Gefühl erfahren, Dankbarkeit vielleicht, oder Freude. Und die Hilfeleistung erfordert in vielen Fällen kein Fachwissen. Neugier ist Bestandteil der Ersten Hilfe. Ohne Neugier gibt es keine Hilfeleistung, oder wie wollte man einen Notfall erkennen, ohne neugierig zu sein? Neugier, oder nennen wir es auch Gaffen, ist also in höchstem Maße positiv. Wenn wir dann noch die richtigen Schlüsse daraus ziehen, hat auch das Opfer einen Nutzen davon.
Wie können Menschen für Erste Hilfe begeistert werden? [Hierzu gibt es diverse Forschungsvorhaben. Detailinformationen folgen.]
Handlungskompetenzen vermitteln und festigen
Mit Handlungskompetenzen sind Maßnahmen und Fertigkeiten gemeint, die dem Ersthelfer helfen, zu helfen. Die Erste Hilfe ist dadurch geprägt, dass kaum solide wissenschaftliche Daten zu Maßnahmen vorliegen. Dies liegt an der geringen Attraktivität, die dieses Fachgebiet in der Wissenschaft besitzt, ist es doch zu sehr an Laien orientiert. Dabei wird jedoch der große gesellschaftliche Nutzwert außer Acht gelassen. Wann ist die stabile Seitenlage notwendig? Ist sie überhaupt sinnvoll? Welches ist der beste Weg, einen Menschen stabil auf der Seite zu lagern? Gibt es Gefahren durch die Maßnahme? Fragen über Fragen, keine davon beantwortet. Und doch ist dies nur ein kleiner Ausriss aus dem Aufgabenheft, welches für die Entwicklung eines nachhaltigen Kurskonzeptes bearbeitet werden muss. Weitere Forschungsvorhaben beschäftigen sich u.a. mit
— Bewusstseinsstörungen (einschließlich Schlag- und Krampfanfällen)
[Detailinformationen folgen.]
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Erste Hilfe sind schlecht. Eine Lobby für die Erste Hilfe gibt es nicht, die Anbieter von Erste-Hilfe-Kursen treten nicht geschlossen mit gemeinsamen Konzepten, sondern in Konkurrenz zueinander auf. Erste Hilfe ist in den Medien allgegenwärtig, aber in welcher Form? Von Dokumentationen bis hin zum Spielfilm, meist werden die dramatischen Aspekte hervorgehoben, die für den Laien keinen Nutzwert besitzen. Der Staat hat sich aus der Erste-Hilfe-Versorgung weitgehend zurückgezogen. Kostenlose Erste-Hilfe-Kurse gibt es eigentlich nicht mehr. Die gesetzlichen Vorschriften zur Ersten Hilfe und Hilfeleistung bei Notfällen sind überholt. Notwendig sind eine Integration aller Multiplikatoren, wie es von Lobbies seit jeher umgesetzt wird. Das Ziel, um welches es hier geht, sollte jede Mühe wert sein.
[Hierzu gibt es diverse Forschungsvorhaben. Detailinformationen folgen.]
Die einzelnen Punkte sind bereits oben erwähnt worden. Das für die Erste Hilfe notwendige Wissen muss sich auf das unbedingt notwendige und wissenschaftlich fundierte beschränken. Die Vermittlung dieser Theorie muss sich an zielgruppen- und situationsinviduellen Bedürfnissen orientieren, keinesfalls an organisations- oder finanziellen Interessen.
[Hierzu gibt es diverse Forschungsvorhaben. Detailinformationen folgen.]
Die Deutsche Gesellschaft für Erste Hilfe plant, vergibt und führt selbst Forschungsvorhaben zur Ersten Hilfe durch. Dabei kommen alle Methoden wissenschaftlicher Forschung zum Einsatz, von der Befragung über Beobachtungs- bis hin zu experimentellen Untersuchungen.
[Detailinformationen folgen.]
Der Untersuchung helfenden Verhaltens sind enge Grenzen gesetzt. So ist die Beobachtung eines realen Notfallgeschehens nicht vertretbar, es muss seitens der Versuchsleiter geholfen werden, wodurch sich das gesamte Geschehen verzerrt. Simulationsexperimente hingegen sind ebenfalls problembehaftet. Eine gestellte Notfallsituation ruft im unvorbereiteten Beobachter unberechenbare Gefühle hervor, die bei Vorliegen einer entsprechenden Disposition zu psychischen Belastungsreaktionen führen können. Die Konfrontation mit simulierten Notfallsituationen, auch wenn die Konfrontation lediglich als Fernsehzuseher erfolgt, führt zu einer Abstumpfung beim Beobachter. Die Überhandnahme von Simulationen in den Medien („versteckte Kamera-Phänomen”) verzerrt die Wahrnehmung gerade außergewöhnlicher Situationen und behindert möglicherweise die Hilfeleistung.
[Detailinformationen folgen.]
Deutsche Gesellschaft für Erste Hilfe e.V. E-Mail franz.kammer@dgeh.de
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1995-2013 Deutsche Gesellschaft für Erste Hilfe · Version 1.1.9 (Juli 2013) |